Johann Philip Reis

Erfindung

Ein Mißverständnis in der Übersetzung

Zeugnisberichte

Rechtsstreit

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Ein Vergleich zwischen Reis und Bell

Bibliographie

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Lehrbuch der Technischen Physik. Hessler - Pisko. Wien 1866. Verlag Wilhelm Braumüller. page 648, 1st paragraph

Das Telegraphiren der Töne soll endlich den Schluss dieses Kapitels über Telegraphie machen. Es beruht auf der zuerst von Page beobachteten nachher von Marian bestätigten und von Wertheim genauer untersuchten und studirten Erscheinung, dass Eisen bei abwechselnder Magnetisirung und Entmagnetisirung mittelst einer galvanischen Spirale in longitudinale Schwingungen versetzt werde und töne und es wurde die Möglichkeit des Telegraphirens der Töne durch Reuss in Friedrichsdorf (bei Homburg) mittelst eines von ihm Telephon genannten Apparates ausser Zweifel gesetzt, der (Fig. 429) aus zwei Theilen besteht, dem eigentlichen Telephon I. und dem in der Ferne auf der 2. Station angebrachten Reproduktionspaparat II.


Die Fortschritte der Physik im Jahre 1863.
Dargestellt von der physikalischen Gesellschaft zu Berlin.
Berlin 1865, page 96

Hr. Reis soll sein Telephon wesentlich verbessert haben. Mit dem
früheren Instrument sei das Experimentieren nur dem Erfinder selbst möglich
gewesen. Jetzt habe das von Albert in Frankfurt a. M. für 14-21 Fl. zu beziehende Instrument eine auch dem Auge gefällige Form, und könne von Jedermann mit
Leichtigkeit gehandhabt werden. In einer Entfernung von 300 Fuß würden gesungene Melodien viel deutlicher als früher wiedergegeben. Besonders scharf reproducire sich die Tonleiter. Selbst Wörter könnten sich die Experimentirenden mitteilen, jedoch nur solce, die von ihnen schon oft gehört seien.

Polytechnisches Journal. Herausgegeben von Dr. Emil Maximilian Dingler.
Jahrgang 1863. Augsburg, page 399

Über das verbesserte Telephon.


In der am 4. Juli abgehaltenen Sitzung des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. zeigte das Mitglied dieses Vereins, Hr. Ph. Reis aus Friedrichsdorf bei Homburg vor der Höhe, einige seiner verbesserten Telephone (Vorrichtungen zur Reproduction von Tönen auf beliebige Entfernungen durch den galvanischen Strom) vor. Es sind jetzt 2 Jahre, seitdem Hr. Reis seine Apparate zuerst der Offentlichkeit übergab; und waren auch damals schon die Leistungen derselben in ihrer einfachen, kunstlosen Form staunenerregend, so hatten sie doch noch den großen Mangel, daß das Experimentiren mit denselben nur dem Erfinder selbst möglich war. Die in der oben erwähnten Sitzung vorgezeigten Instrumente erinnerten kaum noch an die früheren. Hr. Reis hat sich bemüht, denselben eine auch dem Auge gefällige Form zu geben, so daß sie jetzt in jedem physikalischen Cabinet einen Platz würdig ausfüllen werden. Diese neue Apparate können nun auch von Jedermann mit Leichtigkeit gehandhabt werden und geben mit großer Sicherheit. Die in einer Entfernung von circa 300 Fuß ziemlich leise gesungenen Melodien wurden durch das ausgestellte Instrument viel deutlicher als früher wiedergegeben. Besonders scharf reproducirte sich die Tonleiter. Selbst Worte konnten sich die Experimentatoren mittheilen, freilich allerdings nur solche, die schon oft von denselben gehört worden waren. Damit nun auch Andere, weniger Geübte, sich durch den Apparat selbst verständigen können, hat der Erfinder an der Seite desselben eine kleine, nach seiner Erläuterung vollständig ausreichende Vorrichtung angebracht, deren Mittheilungsgeschwindigkeit zwar nicht so groß als die der neueren Telegraphen, welche aber ganz sicher wirkt und seine besondere Fertigkeit des damit Experimentirenden voraussetzt. Die Herren Physiker vom Fach wollen wir darauf aufmerksam machen, daß der Erfinder diese interessanten Apparate jetzt unter seiner Aufsicht zum Verlauf anfertigen läßt (die wichtigen Theile macht er selbst) und daß dieselben von ihm direct oder durch Vermittelung des Hrn. Mechanicus Wil. Albert in Frankfurt a. M. in zwei, nur in der äußeren Ausstattung von einander verschiedenen Qualitäten zu 14 und 21 fl. zu beziehen sind.(Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1863, Ner. 15.)


SOCIETY for the HISTORY of TECHNOLOGY:

International Quarterly: TECHNOLOGY AND CULTURE

7. Mai 1968

 

Dr. Robert P. Multhauf, Direktor

Museum of History & Technology

Smithsonian Institution

Washington, D.C. 20560

Sehr geehrter Herr Dr. Multhauf:

Anbei ist der Bericht des Komitees, das beauftragt ist, die Telefonausstellung des Museum of History and Technology der Smithsonian Institution zu untersuchen. Der Ausschuß wurde von Herrn Dr. Elmer Belt, Vorsitzender der Society for the History of Technology (Gesellschaft der Geschichte der Technologie) eingesetzt. Das Komitee hat lange und sorgfältig beratschlagt und einige seiner Mitglieder sind nach Washington gereist, um die in Frage stehende Ausstellung zu besichtigen. Obwohl sich das Komittee nicht als Komittee zusammen getroffen hat, wurde umfangreiche Korrespondenz in dieser Angelegenheit geführt. Das Komitee gelangte zu diesem Bericht in Übereinstimmung mit der Vorgehensweise, die in meinem Brief vom 14. August 1967 ausgeführt wurde.

Das Komitee hat die Fotografien der Ausstellung, den Text des Materials, das in der Ausstellung enthalten ist, und die verschiedenen Korrespondenzstücke von Mr. und Mrs. Joseph Marion Jones und Dr. Bernard S. Finn sorgfältig geprüft. Zusätzlich hat jedes Mitglied des Komitees seine eigene Untersuchung der Probleme, die die Ausstellung aufwirft und der Einwände von Mr. und Mrs. Jones durchgeführt.

Der Bericht besteht aus drei Teilen:

(1) eine Würdigung des Museum of History and Technology für bestimmte Aspekte seiner Behandlung der Telefongeschichte;

(2) Eine Diskussion der Themen die sich aus der Ausstellung ergeben und von möglichen Irrtümern von Unterlassungen und Aufgabenstellungen innerhalb der Ausstellung;

(3) einige Vorschläge für eine Überarbeitung der Ausstellung, die von den Mitarbeitern des Museums in Betracht gezogen werden könnten.

Teil I

Das Komitee ist der Überzeugung, das Museum of History and Technology aus folgenden Gründen zu würdigen:

a) Die Ausstellung ist, so wie sie sich nun darstellt, sowohl die historischen Fakten betreffend als auch technisch, richtig. Sie enthält keine fehlerhafte Information und sie konzentriert sich auf die wesentlichen Personen und Entwicklungen bei der Erfindung des Telefons. Wir anerkennen die Schwierigkeiten, die darin liegen, komplexe technische Informationen für die Öffentlichkeit zu präsentieren und im Darstellen der wesentlichen Punkte in einer langen und komplexen verschachtelten Kette von Entwicklungen oder Serien von Entwicklungen. Wir glauben, daß die Smithsonian Ausstellung einen sehr erfolgreichen Versuch darstellt, sowohl den technisch Ungebildeten als auch den hochentwickelten Wissenschafter, das Kind als auch den Erwachsenen, den Nicht-Historiker als auch den professionellen akademischen Historiker über die Hauptmerkmale und Persönlichkeiten, die mit der Erfindung des Telefons verknüpft sind, zu informieren.

b) Besonders freut uns, daß die Ausstellung gewisse Aspekte der Geschichte dieser Technologie zeigt, die manchmal in der Öffentlichkeit und sogar bei manchen Historikern selbst aus dem Blickfeld geraten. Diese beinhalten Konzepte der Gleichzeitigkeit von Erfindung, die vielen Probleme, die in der Übersetzung einer Idee in ein funktionierendes Gerät auftauchen können, und die Beschreibung davon, wieviele Menschen aus unterschiedlichen Nationen zu einer Innovation beitragen.

c) Wir gratulieren dem Smithsonian dazu, absolut unparteiisch und objektiv in seiner Präsentation der Entwicklung des Telefons zu sein, und dazu, daß sie sich nicht auf den amerikanischen Beitrag konzentriert oder diesen glorifiziert haben, zum Nachteil der Ansprüche und Beiträge, die von Bürgern anderer Nationen gemacht wurden. Jedes Mitglied des Komitees hat technologische Museen in anderen Ländern besucht und bestürzt haben wir herausgefunden, daß die Beiträge von Amerikanern manchmal vernachlässigt wurden, während die Staatsbürger des fraglichen Landes Anerkennung für Leistungen erhalten, die die historischen Aufzeichnungen Lügen strafen. Wir sind stolz darauf, daß das National Museum der Vereinigten Staaten über solch nationalistisches Darstellen erhaben ist und daß das Smithsonian darauf aus war, einen wissenschaftlich fundierten Bericht über die Erfindung des Telefons unabhängig von der nationalen Herkunft jener, die zu dieser Erfindung beigetragen haben, zur Verfügung zu stellen. Besonders gefällt uns die Darbietung der Integrität auf Seiten des Smithsonian, weil Alexander Graham Bell viele Jahre ein Mitglied des Smithsonian war, und das Museum of History and Technology davon in seiner Telefonausstellung beeinflußt hätte sein können. Das ist aber nicht der Fall. Bell selbst war ein Mann von Integrität und wir glauben, daß er dem unparteiischen Geist, mit welchem das Museum sich dieser Ausstellung genähert hat, applaudieren würde.

d) Das Komitee war außerdem positiv beeindruckt von der Bereitschaft der Mitarbeiter Änderungen in der Ausstellung vorzunehmen, nachdem Ihnen bestimmte Teile, die einen falschen Eindruck vermitteln hätten können, gezeigt wurden. Zum Beispiel, nachdem Mr. und Mrs. Jones einige Unzulänglichkeiten in der Ausstellung anzeigten, änderte das Smithsonian seine Präsentation. Wir schätzen außerdem die Bereitschaft der Beamten des Museum of History and Technology eine außenstehende Gruppe von Wissenschaftern zu berufen, um die Stichhaltigkeit und Richtigkeit seiner Präsentation zu beurteilen, als diese in Frage gestellt wurde. (In Klammer sollte auch angemerkt werden, daß das Komitee die Bemühungen nicht nur der Mitarbeiter des Smithsonian, sondern auch die von Mr. und Mrs. Jones für ein Erreichen einer genauen Darstellung der Entwicklung des Telefons sehr schätzt. Wir gratulieren allen involvierten Parteien dazu, daß sie das Problem in einer ausgesprochen sorgfältigen Weise behandelt haben, und so die publicity und öffentliche Schärfe, die manchmal mit solchen Angelegenheiten einhergehen vermieden haben, als Beweis dient Miss Frick's kürzlicher Prozeß gegen Mr. Stevens, welcher in einer Peinlichkeit auf beiden Seiten der Kontroverse resultiert hat.)

Teil 2:

Nichtsdestoweniger, ist das Komitee der Meinung, daß, trotz des guten Willens, der wissenschaftlichen Genauigkeit, und der sorgfältigen Aufmerksamkeit bei ausgesuchten Details, die in Frage befindliche Ausstellung nicht gänzlich angemessen ist. Die Ausstellung gibt nicht das was man einen "vollständigen Eindruck" von der ganzen Geschichte der Entwicklung des Telefons nennen könnte. Bis zu diesem Ausmaß würden die Einwände von Mr. und Mrs. Jones zumindest teilweise gerechtfertigt erscheinen. Lassen Sie uns in die Details einsteigen.

a) Die Ausstellung zeigt nicht deutlich genug auf, daß unter hochqualifizierten Fachleuten Uneinigkeit herrscht in Bezug auf die Fähigkeit von Reis' Instrument Sprache zu übertragen. Während es offensichtliche Übereinstimmung darüber gibt, daß das Reis Instrument Töne der menschlichen Stimme übertragen kann (und die Ausstellung nimmt dieses Faktum zur Kenntnis), gibt es ernsthafte Zweifel darüber, daß es in seiner ursprünglich konstruierten Form tatsächlich klar verständliche Botschaften übermittelte. Die Feststellung in der Ausstellung, daß die "Qualität der Wiedergabe für eine kommerzielle Entwicklung zu minderwertig war" ist nicht ganz dasselbe wie eine Feststellung, daß Autoritäten entgegengesetzter Meinung darüber sind, was die Fähigkeit des Reis Telefons, Sprache zu übermitteln, betrifft.

Zufälligerweise zeigen sich die Schwierigkeiten, bei diesem Punkt an einen Schluß zu gelangen, auch an der Tatsache, daß die Mitglieder des Komitees sich nicht darüber einigen konnten, in welchem Ausmaß sie dem Zeugenbericht, der von Sylvanus Thompson, einem hervorragenden Wissenschafter, welcher eine Biographie über Reis geschrieben hat, als Nachweis angeführt wird, Glauben schenken sollten. Darüber hinaus haben die ausgezeichneten Experimente, die nun von Dr. Bernard S. Finn, einem Smithsonian Mitarbeiter durchgeführt werden bis jetzt in der Frage bezüglich der Fähigkeit des Reis Instruments, eine Botschaft, die für das menschliche Ohr verständlich sei, zu übermitteln, sich nicht als überzeugend erwiesen. Wenn wir sehen, daß heutige Wissenschaftler sich nicht einigen können über die Glaubhaftigkeit von Zeugenberichten von Zeitzeugen, und daß sogar die Geräte, wenn sie heute experimentell verwendet werden, keine schlüssige Antwort geben können, so mag die heutige Ausstellung, dadurch, daß sie es unterläßt, besonders darauf hinzuweisen, daß es unterschiedliche Auffassungen von Fachleuten heute wie damals gibt, als irreführend erscheinen.